Mental Load – Mama macht das schon

In vielen Familien ist traditionell noch immer die Mutter für die Organisation des Familienalltages zuständig. Neben der Kinderbetreuung, der Erledigung des Haushaltes und der eigenen Berufstätigkeit, büssen gerade die zusätzlich anfallenden Aufgaben eine Menge an Energie ein. Ewig lange ToDo-Listen und diese Selbstverständlichkeit, dass die Frau diese Aufgaben übernimmt, führen zu hohem Stress, den man von Aussen wenig wahrnimmt.

 

Einkaufslisten schreiben, Kinderarzttermine im Überblick behalten, Budget einhalten, den anstehenden Besuch durchdenken, Geburtstagsgeschenke organisieren, Elternabende besuchen, bei den Grosseltern melden und und und. 

 

Die Liste der anstehenden Dinge ist endlos, aber für einen funktionierenden Alltag und das Wohlbefinden der Familienmitglieder notwendig.

 

Mental Load bezeichnet eine unermüdliche und höchst fordernde Denkarbeit. Sie beinhaltet das Durchdenken von Kleinigkeiten und einzelnen Arbeitsabläufen, die einen ganzen Rattenschwanz an Arbeiten nach sich ziehen. Genau diese Arbeiten sind nötig, damit der Alltag funktioniert und führen gerade in der Masse zu einer enormen mentalen Belastung und weiterführend zu einer grossen Erschöpfung. Selbstverständlich leiden nicht nur Mamis, sondern auch andere Menschen unter “Mental Load”. 

 

Und doch lastet gerade diese kontinuierliche Mehrarbeit fast ausschliesslich auf den Schultern von Frauen und insbesondere auf denen von Müttern. 

Quelle: https://english.emmaclit.com/

Hinter dieser grossen Erschöpfung stecke nicht etwa individuelles Versagen, sondern ein strukturelles Problem. Dass gerade Frauen diese Mengen an unbezahlter Mehrarbeit leisten, ist gesellschaftlich und historisch bedingt. 

Die Sorge für das Kind und den Haushalt wird von der Gesellschaft nach wie vor überwiegend der Mutter zugeordnet. 

 

Generell besteht leider noch immer die Überzeugung, dass Väter für das Geld und die Mütter für die Organisation der Familie zuständig sind. 

 

Dass Mütter dabei auch nach dem Arbeitstag noch weiter in der Verantwortung sind, geht hier schnell vergessen. Viel zu oft beginnt die sogenannte 2. Schicht, das Kümmern um die Familie, nahtlos und verlangt dabei den Frauen einiges ab. In dieser Rollenaufteilung geht leider vergessen, dass Männer innerhalb ihrer Arbeit ein fixes Pensum erfüllen, während die Arbeit der Frauen nicht mit dem Arbeitstag endet.

 

Zusätzlich erziehen wir unsere Töchter unbewusst und bereits ab Kindesalter dazu, sich um andere zu kümmern und für diese zu denken. Die Kinder wachsen mit dem Eindruck auf, dass es eben die Frauen sind, die sich um alles bemühen. Mama ist zuständig. Sie ist da, sorgt für ein harmonisches Miteinander und denkt an alle Termine und Aufgaben. Auch sonst sind oft die Stellen mit weiblichen Personen besetzt, in welchen es sich um Organisation, Erledigungen oder eben um Pflege und Betreuung dreht. Im Kindergarten, im Altersheim, oder im Sekretariat sind Frauen oftmals übervertreten. Auch das trägt dazu bei, dieses Rollenbild der Frau zu verstärken und führt dazu, dass junge Mädchen schon früh mit eben diesem in Kontakt kommen.

 

Dazu kommt, dass sich Frauen oftmals verantwortlich fühlen und sich der Bewältigung anstehender Arbeiten wiederholt alleine stellen. Ein aufkommender Gedanke kann sein: „Wenn ich es nicht selbst mache, macht es niemand.“ Hier fehlt die Kommunikation mit dem Partner. Die Thematik wird in Partnerschaften jedoch häufig zu spät aufgegriffen. So ist insbesondere Vätern oft nicht bewusst, was alles in den Köpfen von überarbeiteten Müttern vorgeht. Wenn der Partner nun folgend reagiert: „Hättest du doch etwas gesagt, dann hätte ich dir geholfen“, wird klar, dass die Person sich nicht in der Haupt- oder zumindest in der Mitverantwortung sieht. Sie assistiert nur dann, wenn danach gefragt wird. Doch gerade dieses ewige Erinnern führt zu einer zusätzlichen mentalen Belastung, da eben jene Person nicht von alleine mitdenkt. 

Quelle: https://english.emmaclit.com/

Speziell in Familien darf man sich also im Klaren sein, dass sowohl Frauen als auch Männer die gleiche Art der Verantwortung ihrem Haushalt, den Kindern und dem ganzen Familienmanagement gegenüber tragen. Da alle im Haushalt lebenden Personen von der Familiengemeinschaft profitieren, sollten sich auch alle darum kümmern, dass der gemeinsame Alltag funktioniert. Dies gilt zumindest für die Eltern.

 

Um also einer Überlastung vorzubeugen, wird eine Umverteilung der Arbeiten in der eigenen Familie enorm wichtig. Dazu braucht es einen ehrlichen Dialog. Hier gilt es zusammen auf einen Nenner zu kommen und sich mit gegenseitigem Respekt zu behandeln. Wer auf Augenhöhe diskutiert, kann auch an einer konstruktiven Lösung arbeiten. 

 

Wenn alle Aufgaben und Rollen in der Familie neu verteilt sind, kommt der nächste Knackpunkt, das Loslassen. Hat man sich darauf geeinigt, dass der Vater neu die Kinder ins Bett bringt, muss man damit klarkommen, dass er es höchstwahrscheinlich anders macht, als die Mutter. Es ist wichtig, die neu verteilte Verantwortung auch zuzusprechen. Wenn einen der Drang überkommt hereinzureden, Tipps zu geben, es selbst zu tun, hilft es vielleicht einen Moment durchzuatmen und sich dann etwas anderem zu widmen. Es kann auch seine mentale Last mindern, wenn man seine Ansprüche herunterschraubt und so etwas Zeit für sich gewinnt. Das Ziel ist es, dass die Kinder schlafen, auch wenn der Weg dahin vielleicht anders aussieht. 

 

Ein erfolgreiches Familienmanagement baut neben Teamwork auf Anerkennung und Dankbarkeit auf. Es zeigt Wirkung, sich bewusst zu machen, wer welche Arbeiten erledigt hat und sich dann dafür zu bedanken. Und auch wenn es schön wäre, immer Zuspruch von seinem Partner zu kommen, darf man diesen schönen Job gerne selber übernehmen. Wertschätzung sich selbst gegenüber, Selbstachtung, sich selber loben, all das hat ebenfalls eine hohe Priorität verdient. Und wenn der Partner das ebenso sieht, umso besser. 

 

Der Weg aus dem Mental Load – die Schritte dazu

  • Belastung anerkennen
  • Aufgaben notieren und sichtbar machen
  • Dialog suchen
  • Ungleichheiten aufdecken
  • Unterstützung suchen
  • Aufgaben neu verteilen
  • Verantwortung abgeben
  • Üben Nein zu sagen
  • Seine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen

 

Lesetipps:

Wer sich noch tiefer in die Thematik einlesen möchte, dem empfehlen wir den Comic von „Emma“ – „The Mental Load“. In diesem stellt sie die Problematik von Mental Load anhand anschaulicher Alltagsbeispiele dar. 

 

In dem Ratgeber „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles“ verbindet die Autorin Laura Fröhlich Analysen, Tipps und Methoden, um die mentale Last in Familien endlich in den Griff zu kriegen. Ebenfalls erhältlich ist ihr gleichnamiges Workbook, um der eigenen Belastung mittels Selbstreflexion auf die Schliche zu kommen und mögliche Lösungspunkte auszuarbeiten.

 

Schuld an Mental Load trägt niemand, auch nicht die Männer. 

Es fehlt schlichtweg das Bewusstsein darüber, dass Mental Load für viele Frauen existiert und auch darüber, wie viel unsichtbare Aufgaben in einem Haushalt zu bewältigen sind. Zudem ist unsere Arbeitswelt leider noch nicht genug familienfreundlich und erschwert es vielen Vätern eine attraktive Teilzeitarbeitsstelle zu finden, um auch aktiv Zeit am Familienleben teilzuhaben. 

Wir von famido wünschen uns eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, damit nicht nur die Mütter entlastet werden, sondern auch die Väter mehr Familienzeit geniessen dürfen. 

 

Anna

Anna, bereits Mutter einer aktiven Hundedame, wurde nun mit 31 Jahren auch das erste Mal Mama eines kleinen Menschleins. Zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Schützlingen erforscht sie voller Freude das Leben. Sie liebt Worte, gutes Essen und wenn es draussen nach Schnee riecht. Wenn sie gerade nicht schreibt, schläft sie.