Tag der Einzelkinder

 

Viele junge Menschen wünschen sich, laut mehreren Berichten, heutzutage mehr als nur ein Kind. Im Durchschnitt sind es sogar 2,2.  Der Geburten Durchschnitt in der Schweiz liegt allerdings bei 1,46 Kindern. Wie kommt es also, dass Familien sich am Ende oftmals doch nur für ein Kind entscheiden?

Heute, am Tag der Einzelkinder, will ich ganz offen über meine Gedanken schreiben. Wie es mir selbst als Einzelkind ergangen ist und warum ich mich trotz langem Wunsch nach mehreren Kindern fast auch nur für eins entschieden hätte. 

Das Leben als Einzelkind

 

Natürlich kann man nie pauschal sagen, wie das Leben als Einzelkind ist. Es kommt immer darauf an, wer das Kind erzieht und welche Werte die Familie hat. 

Als einziges Kind meiner Eltern hatte ich auf jeden Fall einige Vorteile. Zu Hause bekam ich meist die ungeteilte Aufmerksamkeit und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit Geschwistern weniger Wünsche erfüllt bekommen hätte. Trotzdem musste ich auch Dinge, wie beispielsweise teilen, lernen. Dann halt nicht mit Bruder oder Schwester, sondern mit meinem kleinen Cousin oder den Kindern von Freunden, mit denen wir viel unternommen haben. 

Tatsächlich habe ich mir als Kind aber immer ein Geschwisterchen gewünscht. Gerade wenn wir mit Freunden unterwegs waren, die zwei oder mehrere Kinder hatten, war ich beim nach Hause gehen immer eifersüchtig. Ich wollte auch jemanden, mit dem ich im Auto und daheim noch spielen kann, mal abgesehen von Mama oder Papa. Und auch bei der Trennung meiner Eltern, hätte ich mir wirklich sehr gewünscht, jemanden zu haben, der das Gleiche durchlebt wie ich. 

Wie du merkst, war bei mir die Sehnsucht nach einem Geschwisterkind immer viel größer als die Vorzüge, die ich als Einzelkind hatte. Das war auch der Grund, warum ich nie nur ein Kind haben wollte.

 

Warum wir uns doch fast für ein Einzelkind entschieden hätten

 

Als ich das erste Mal schwanger war, waren mein Partner und ich uns einig, dass Kind zwei ganz bald danach folgen soll. 

Dann kam unser Sohn auf die Welt und alles hat sich verändert. Wir haben uns vor der Geburt niemals vorstellen können, wie herausfordernd es sein kann, ein Kind zu haben. Oft habe ich sehnsüchtig auf die Zeit zurückgeschaut, an dem ich Dinge nur für mich oder alleine mit meinem Partner unternehmen konnte. Ganz spontan.

Nachdem unser Sohn 10 Monate alt war, habe ich dann endlich angefangen wieder mehr für mich zu tun und den Alltag mit Kind tatsächlich zu genießen. Außerdem wusste ich, dass meine Eltern ihn jetzt auch mal für ein paar Stunden nehmen konnten und so immer mehr Freiheiten zurückkommen. 

Für mich und meinen Partner stand jetzt fest, dass das zweite Kind (wenn überhaupt) erst kommen soll, wenn unser kleiner 3 Jahre oder älter ist. Wir wollten einfach erstmal wieder ein bisschen Zeit für uns genießen. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob der Wunsch nach einem zweiten Kind jemals wieder gekommen wäre, wenn wir erstmal unsere neu gewonnenen Freiheiten gehabt hätten. 

Jetzt bin ich schwanger mit meinem zweiten Kind. Ungeplant. Das Universum hat sich wohl für uns entschieden und an unserem früheren Plan festgehalten. Mittlerweile freue ich mich sehr darüber und bin froh, unserem Sohn ein Geschwisterchen schenken zu können. Doch ich kann alle Eltern mehr als verstehen, die sich dazu entscheiden, dass nach dem ersten Kind Schluss ist.

 

Mein Fazit

Ob ein, zwei, drei oder noch mehrere Kinder. Es gibt kein besser oder schlechter. Jeder muss am Ende für sich selbst entscheiden, was sich richtig anfühlt. Und dabei ist es auch vollkommen in Ordnung, die eigene Meinung zu ändern, sobald das erste Kind auf der Welt ist. Ich kenne Eltern, die total in ihrer Rolle als Mama oder Papa aufblühen. Ich kenne aber auch das Gegenteil. Eltern, die sich den ganzen Tag überfordert fühlen und sich nichts sehnlicher als Freiheiten und Zeit für sich selbst zurückwünschen. Kinder zu haben, ist ehrlicherweise oft Fluch und Segen zugleich. Bei der Entscheidung, wie viele Kinder, oder ob man überhaupt Kinder will, geht es meiner Meinung nach ganz stark darum, wie gut man auf seine eigenen Bedürfnisse achtet, Perfektionismus hinter sich lassen kann und seinen eigenen Weg findet.

Isabell

Isabell ist Mama eines einjährigen Sohnes und gerade schwanger mit ihrem zweiten Kind, das im September das Licht der Welt erblicken wird.
Zusammen mit ihrer kleinen Familie liebt Sie es in der Natur unterwegs zu sein und neue Aktivitäten zu entdecken. Aber auch der Austausch mit anderen Mamis darf nicht zu kurz kommen. Daher sind regelmässige Besuche in Spielgruppen oder anderen Angeboten für Eltern mit Kindern immer mit eingeplant.