Entwicklung & Erziehung, Erfahrungsberichte, Familienalltag
Bedürfnisorientierte Erziehung
Schon bevor unser Sohn auf die Welt kam, haben sich mein Partner und ich viel damit beschäftigt, wie wir erziehen wollen. Welche Methoden gibt es, was ist das Beste für unser Kind und wie holen wir für uns selbst auch noch das Beste raus? Uns war immer wichtig, dass der Alltag mit Kind für alle mit so viel Leichtigkeit und Freude wie möglich gestaltet wird, aber auch ganz klar, dass es Grenzen geben wird. Die Frage war, was machen wir, wenn unser Sohn mal nicht so will wie wir? Wie gehen wir damit um, wenn er gegen unsere Regeln verstösst und sich austestet? Schimpfen, Konsequenzen oder doch lieber einfach machen lassen?
Auf meiner Suche bin ich auf die bedürfnisorientierte Erziehung gestossen und habe darin einen Erziehungsstil gefunden, der uns einen guten Fahrplan für einen liebevollen Umgang in herausfordernden Situationen gegeben hat.
Was bedeutet bedürfnisorientiert Erziehen?
Wie der Name schon sagt, stehen die Bedürfnisse des Kindes, für mich persönlich aber auch ganz klar die der Eltern, im Fokus. Wichtig ist zu unterscheiden: Es geht nicht darum, ständig alle Wünsche zu erfüllen.
Vielmehr geht es darum, liebevoll Grenzen zu setzen und anstatt zu Schimpfen, Bestrafen oder zu Belohnen sich immer wieder zu fragen:
Warum verhält sich mein Kind gerade so?
Welches Bedürfnis könnte dahinter stecken?
Was braucht mein Kind gerade?
Bedürfnisse können beispielsweise Essen, Schlafen, körperliche Nähe, Aufmerksamkeit, Trost, Selbstständigkeit oder ein Gefühl von Sicherheit sein.
Alltagsbeispiel
Wenn Kinder anfangen, selbstständiger zu werden, können sie noch nicht zwischen gut und schlecht oder richtig und falsch unterscheiden. Unser Sohn will beispielsweise ständig werfen, weil ihm das Spass macht. Natürlich schmeisst er dann aber nicht nur mit Bällen, sondern leider auch mit Bauklötzen, Spielzeug und allem anderen, was ihm zwischen die Finger kommt.
Hier habe ich folgenden wertvollen Tipp bekommen:
1. Grenzen setzen: Ständiges Wiederholen ist gerade im Kleinkindalter unheimlich wichtig. Dein Kind muss super oft hören, dass etwas nicht in Ordnung ist, bevor es abgespeichert wird. Daher ist es in so einer Situation wichtig, erst einmal eine Grenze zu setzen und Stopp zu sagen. Und das immer und immer wieder.
2. Bedürfnis erkennen: Meistens wurde unser Sohn dann wütend. Doch anstatt ihn jetzt einfach in seiner Wut zu lassen, haben wir ihm eine Alternative angeboten. Nämlich einen Ball. Sobald er verstanden hat, dass er weiterhin werfen darf, war die Welt wieder in Ordnung. Sein Bedürfnis war in dem Moment einfach, neues zu lernen und besser zu werden. In unserem Fall: das Werfen üben.
Anhand von diesem Praxisbeispiel erkennt man, wie ich finde, ganz gut, warum diese Art von Erziehung mehr Leichtigkeit in den Alltag als Eltern bringen kann, ohne auf Grenzen verzichten zu müssen.
Bücher und Social Media als Inspiration
Wichtig bei diesem Erziehungsstil ist es, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass unsere Kinder uns nicht ärgern wollen, sondern immer ein Bedürfnis dahinter steckt. Wenn wir das erkennen, reicht es oft schon aus, ihm ein bisschen Aufmerksamkeit oder Nähe zu schenken. Wichtig ist aber auch, dass es uns selbst gut geht. Denn wenn wir selbst ausgeglichen sind, fällt es uns oft viel leichter, Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen. Ausserdem merken unsere Kinder sofort, wenn es uns nicht gut geht und spiegeln das durch schlechte Laune.
Was mir damals unheimlich geholfen hat, die einzelnen Phasen besser zu verstehen und mehr Verständnis für unseren Kleinen aufzubringen, waren Bücher, wie beispielsweise “Oje, ich wachse”. Sie beschreiben ganz gut, was die Kleinen in den einzelnen Entwicklungsphasen im ersten Lebensjahr durchmachen. Ausserdem habe ich ein paar Accounts auf Social Media gefunden, die Beispiele aus ihrem Familienalltag aufzeigen und erklären, wie sie damit liebevoll umgehen. Ich übernehme nicht immer alles genauso, aber hole mir immer wieder neue Tipps.
Fazit
Bedürfnisorientierte Erziehung hat in unserem Familienalltag viel Leichtigkeit gebracht. Seitdem ich weiss, dass hinter jedem Verhalten meist einfach nur ein Bedürfnis steckt, bin ich selbst wesentlich geduldiger und verständnisvoller. Das überträgt sich auf unseren Sohn und unser Alltag ist wesentlich entspannter geworden.
Manchmal gibt es aber auch Phasen, in denen unsere Kinder einfach nicht wissen, was sie wollen. Dann gilt es, ruhig zu bleiben. Bei uns funktioniert es am besten, ihn einfach seine Wut ausleben zu lassen (er liegt in der Regel auf dem Boden und weint/ schreit), ihm aber gleichzeitig zu zeigen, dass wir für ihn da sind, wenn er wieder zu uns kommen möchte und sich ein bisschen beruhigt hat. Nach ein paar Minuten steht er meistens auf und will von uns in den Arm genommen werden. Wenn du das Geschrei gar nicht aushältst, probier es mal mit Kopfhörern. Das hilft mir an extremen Tagen, wieder ruhiger zu werden und mich nicht von seiner Laune mitreissen zu lassen ;)W
Isabell
Isabell ist Mama eines einjährigen Sohnes und gerade schwanger mit ihrem zweiten Kind, das im September das Licht der Welt erblicken wird. Zusammen mit ihrer kleinen Familie liebt Sie es in der Natur unterwegs zu sein und neue Aktivitäten zu entdecken. Aber auch der Austausch mit anderen Mamis darf nicht zu kurz kommen. Daher sind regelmässige Besuche in Spielgruppen oder anderen Angeboten für Eltern mit Kindern immer mit eingeplant.